Manchmal ist es schwer, in Worte zu fassen, wie man sich gerade fühlt. Vielleicht bist du hier, weil du auf der Suche nach Unterstützung bist – weil du sehr wohl weißt, dass es an der Zeit ist, Veränderungen in deinem Leben zu bewirken, aber eben nicht weißt, wie du das effektiv und nachhaltig machen könntest. Du ahnst, dass es vielleicht blinde Flecken gibt, an denen du nicht ‚vorbeischauen‘ kannst…
Nicht immer muss man ein direkt chronisches und/oder diagnostizierbares psychisches Leiden haben, um eine Psychotherapie zu erwägen. Wenn du an dem Punkt bist, wo du überlegst, dass es vermutlich gut wäre, mit einem geschulten Profi auf deine Themen zu blicken, macht es auf jeden Fall Sinn, dir diese Hilfe auch zu holen!
Eigentlich bin ich sogar der Meinung, dass jedem von uns Psychotherapie gut tun würde. Manche fühlen sich vielleicht von dem Begriff abgeschreckt oder aber denken, die Probleme müssen so gravierend sein, dass man geradezu nicht mehr lebensfähig ist oder einem alles entgleitet. Na klar, dann erst recht, aber idealerweise setzt man schon früher an!
Vielleicht erkennst du dich in einer der folgenden Geschichten wieder. Jede von ihnen erzählt von einer Phase, einem Gefühl oder einem Gedanken, die dir vielleicht vertraut vorkommen. Lies dich hinein, und vielleicht spürst du: „Das könnte ich sein“
Natürlich sind das nur Beispiele, und vielleicht – sogar höchstwahrscheinlich- ist deine Geschichte wieder ganz anders. Aber genau deshalb bist du hier vermutlich genau richtig!
Zwischen Abhängigkeit und Eigenständigkeit:
Manchmal frage ich mich, ob ich jemals wirklich auf eigenen Beinen stehen werde. Mein Studium läuft gut, ich habe Freunde und eine Beziehung, aber ich spüre dieses nagende Gefühl in mir, dass ich mich nicht wirklich frei fühle.
Es ist, als würde ich meine Entscheidungen nie ganz allein treffen – entweder beeinflusst von den Erwartungen meiner Eltern oder im ständigen Versuch, sich davon abzugrenzen. Diese innere Unruhe ist schwer zu beschreiben, aber sie verfolgt mich. Ich habe das Gefühl, nicht wirklich ich selbst zu sein, sondern nur jemand, der sich immer wieder anpasst oder beweisen muss, dass er es anders macht.
Und dann ist da noch die Zukunft – so viele Fragen, die mich oft nachts wach halten: Was, wenn ich den falschen Weg gehe? Was, wenn ich später merke, dass ich das alles für nichts gemacht habe? Und dann dieser Druck, in einer Welt voller Krisen irgendwie meinen Platz zu finden. Kann ich überhaupt Kinder in eine Welt wie diese setzen? Oder was, wenn ich das gar nicht will?
Mir wurde irgendwann klar, dass ich das alleine nicht lösen kann. Ich wünschte mir jemanden an meiner Seite, der mich versteht, ohne mich zu bewerten. Der mir nicht reinredet sondern mich unterstützt, authentisch zu sein.
In der Therapie lernte ich, wie ich meine Entscheidungen klarer treffe – basierend darauf, was mir wirklich wichtig ist. Ich fand heraus, dass mein Weg nicht perfekt sein muss, sondern einfach meiner.
Heute spüre ich mehr Ruhe in mir, weil ich mich besser kenne. Auch zu meinen Eltern hat sich das Verhältnis verändert, ich bin selbstständiger. Das nagende Gefühl, etwas ändern zu müssen, war letztlich ein Wegweiser, um bei mir selbst anzukommen.“
Alles scheint perfekt, aber…
Ich dachte immer, ich hätte alles erreicht. Karriere, Familie, ein schönes Zuhause – auf den ersten Blick wirkte mein Leben perfekt. … Aber innerlich fühlte es sich oft ganz anders an….
In meiner Partnerschaft läuft vieles gut, aber manchmal bin ich so müde, immer stark zu sein und diejenige, die alle Fäden in der Hand hält. Konflikte spreche ich oft nicht an, weil ich die Harmonie bewahren will. Doch innerlich sammelt sich Frust an, und die Unzufriedenheit schwappt auch in andere Lebensbereiche über.
Und dann schaue ich auf meine Kinder und frage mich: Was lebe ich ihnen eigentlich vor? Will ich wirklich, dass sie später genauso leben wie ich?
Es war ein schleichender Prozess, bis ich merkte: So kann es nicht weitergehen. Ich wollte wieder mehr Leichtigkeit in meinem Leben spüren und das Gefühl haben, auch für mich selbst da zu sein.
In der Therapie fand ich einen Raum, in dem ich offen über diese Konflikte sprechen konnte, ohne das Gefühl, dass ich versage. Ich lernte, wie ich klarer Grenzen setzen und Verantwortung abgeben kann – ohne schlechtes Gewissen. Und vor allem lernte ich, dass es nicht egoistisch ist, auch für mich selbst zu sorgen.
Heute weiß ich: Ich kann nicht immer alles perfekt machen, aber ich kann dafür sorgen, dass ich bei mir selbst bleibe. Dazu brauchte es viele Reflektionen und auch einige Übungsrunden, aber ich kann das jetzt viel besser als vorher. Und genau das gebe ich auch meinen Kindern weiter.
Ich wusste, dass ich etwas ändern musste.
Es begann schleichend, fast unmerklich. Anfangs war es nur dieses flüchtige Gefühl von Unbehagen in bestimmten Situationen: beim Einkaufen in vollen Geschäften, wenn ich im Stau stand oder wenn ich spürte (oder mir einbildete?), dass alle Augen auf mich gerichtet waren.
Ich habe mir eingeredet, dass das normal ist, dass jeder mal nervös wird. Aber irgendwann war es nicht mehr nur Nervosität. Es gab Situationen, da uferte das plötzlich aus: mein Herz begann zu rasen, meine Hände wurden schwitzig, und ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Es war, als würde mein Körper Alarm schlagen, obwohl keine wirkliche Gefahr bestand.
Eines Tages stand ich mitten im Supermarkt, unfähig, mich zu bewegen. Ich war wie gelähmt, und meine Gedanken rasten: Was, wenn ich jetzt zusammenbreche? Was denken die Leute? Warum passiert mir das? Ich fühlte mich schwach, beschämt und irgendwie… verloren.
Von da an schien die Angst ständig präsent zu sein. Sie hielt mich davon ab, Dinge zu tun, die ich früher genossen habe. Ich begann, Einladungen abzulehnen, mich zurückzuziehen, und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass die Welt immer kleiner wurde. Gleichzeitig habe ich mich für diese Angst verurteilt. Ich dachte: Andere kommen doch auch klar. Warum ich nicht?
Irgendwann konnte ich nicht mehr. Das ständige Leben mit dieser Angst vor der Angst. Dieser Zustand war zu belastend. Ich wollte mein Leben zurück. Aber wie?
Ich beschloss, mir Hilfe zu holen – obwohl es mich große Überwindung kostete. Aber gleich in den ersten Sitzungen fühlte ich: Hier darf ich so sein, wie ich bin. Keine Urteile, kein „Reiß dich zusammen“. Stattdessen Verständnis, klare Worte und kleine, machbare Schritte.
Ich habe gelernt, die Mechanismen meiner Angst zu verstehen und zu entkräften. Vor allem habe ich gelernt, dass meine Angst nichts über meinen Wert oder meine Stärke aussagt.
Heute merke ich, wie die Panik sich manchmal ankündigt. Aber ich weiß jetzt, wie ich damit umgehen kann. Ich kann die Welle reiten, ohne von ihr überrollt zu werden. Es ist nicht immer leicht, und es gibt Tage, die schwierig sind. Aber ich fühle mich wieder frei, wieder stark.
Es ist, als hätte ich mir selbst einen Schlüssel geschenkt, um die Tür aus meinem Gefängnis zu öffnen.
Die Suche nach Zugehörigkeit:
Ich habe mich oft gefragt, wo ich eigentlich hingehöre. Ich bin hier aufgewachsen, aber meine Familie stammt aus einem anderen Land, mit anderen Traditionen und Erwartungen. Als ich jünger war, fiel es mir schwer, das alles zu verbinden und mir war auch vieles gar nicht bewusst. Jetzt, im ‚Erwachsenenleben‘, spüre ich diese Spannung noch deutlicher: Einerseits will ich dazugehören, andererseits möchte ich meine Herkunft nicht verleugnen. Aber wie finde ich da eine Balance, ohne ständig das Gefühl zu haben, falsch zu sein?
Oft frage ich mich, ob ich es jemals schaffen werde, wirklich irgendwo anzukommen. Es fühlt sich an, als müsste ich mich immer entscheiden: Bin ich zu viel von dem einen oder zu wenig von dem anderen? Das wirkt sich auf alles aus – sogar auf meine Beziehungen. Ich möchte gerne Menschen in mein Leben lassen, aber manchmal weiß ich selbst nicht, wem ich vertrauen und mich so zeigen kann, wie ich wirklich bin.
In der Therapie konnte ich all das zum ersten Mal aussprechen. Es tat gut, mit jemandem zu reden, der wirklich verstehen konnte, wie es ist, zwischen den Welten zu stehen. Der die verschiedenen Kulturkreise aus eigener Erfahrung kennt und respektiert und die Verbindungsmöglichkeiten sieht.
Schritt für Schritt lernte ich, mich nicht ständig beweisen zu müssen – weder vor anderen noch vor mir selbst. Ich merkte, dass ich beides sein darf: Teil meiner Herkunft und Teil dieser mich umgebenden Welt. Es ist kein schneller Prozess, und es gab auch vieles, was ich neu einzuordnen lernte, aber es lohnt sich.
Heute fühle ich mich freier und vertraue darauf, dass ich mir meinen eigenen Platz schaffen kann. Das ich mir einfach das Beste und für mich Passendste aussuchen kann und auf eine für mich stimmige Weise leben kann.
Ich war immer irgendwie beschäftigt – aber warum fühlte ich mich trotzdem so leer?
Mein Tag begann und endete oft mit meinem Handy in der Hand. Morgens scrollte ich durch Social Media, abends landete ich nach einer Netflix-Marathonsitzung im Bett. Dazwischen: Partys, Gaming, stundenlanges Chatten mit Freunden, manchmal bis tief in die Nacht. Es war, als müsste ich ständig „on“ sein, damit ich nicht mit mir selbst allein sein musste.
Aber irgendwann begann ich, die innere Unruhe hinter all diesen Ablenkungen zu spüren. Je mehr ich mich ablenkte, desto größer schien dieses leise, latente, quälende Gefühl zu werden. Es war schwer zu beschreiben – eine Mischung aus Rastlosigkeit und Traurigkeit. Als hätte ich den Zugang zu mir selbst verloren. Ich wusste nicht, was ich wollte, und hatte das Gefühl, ich wüsste nicht einmal mehr, wer ich war.
Es gab Momente, in denen ich mich gefragt habe: Warum mache ich das alles eigentlich? Was soll das bringen? Die Partys waren laut, aber ich fühlte mich einsam. Das Zocken war spannend, aber am Ende des Spiels blieb nur Leere. Selbst die Likes und Kommentare auf meinen Posts, die mich früher glücklich machten, fühlten sich wie Tropfen auf einem heißen Stein an.
Immer mehr beschlich mich die Ahnung, dass es da eine Leere in mir gibt, die ich nicht zu füllen vermochte, die immer klaffender wurde. Es war, als würde ich nach etwas suchen, das ich nicht benennen konnte. Etwas Größerem. Etwas, das Sinn ergibt. Aber ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte.
In der Therapie fand ich dann erstmals den Raum, diese Leere zuzulassen. Keine Ablenkung, keine Bewertung. Ein ganz anderes Setting und die Möglichkeit, nach innen zu schauen. Das war anfangs beängstigend – ich wusste nicht, ob ich bereit war, wirklich hinzusehen. Aber mit der Zeit begann ich, mich wieder mit mir selbst zu verbinden.
Wir haben auch über mein „inneres Kind“ gesprochen, diesen verletzlichen Teil in mir, der sich oft allein und ungeliebt gefühlt hat. Es war überraschend und befreiend, wie viel sich durch diese Arbeit verändert hat. Ich habe gelernt, mich selbst zu trösten und für mich da zu sein, statt ständig im Außen Bestätigung zu suchen.
In diesen Gesprächen durfte auch Raum für meine philosophischen Fragen sein: Was bedeutet es, ein erfülltes Leben zu führen? Was will ich wirklich? Wie kann ich mich weiterentwickeln und etwas beitragen, das für mich und andere Sinn ergibt? Diese Fragen fühlten sich plötzlich nicht mehr überwältigend an, sondern wie der Anfang eines Weges, den ich gehen wollte.
Heute bin ich nicht perfekt, und das ist okay. Ich nehme mir immer noch Zeit für Netflix und Social Media, aber es ist anders. Es ist keine Flucht mehr, sondern eine bewusste Wahl. Vor allem habe ich das Gefühl, dass ich mich nicht mehr in der Stille verliere, sondern dass sie ein Ort ist, an dem ich mich zuhause fühlen kann.